• Betriebsgruppe Senioren Post / Telekom Darmstadt

„Drei Ta­ge fehl­ten zur Frei­heit“

Wan­de­rung auf den Bens­hei­mer Kirch­berg

Un­se­re dies­jäh­ri­ge Wan­de­rung fand am Sonn­tag, den 9. Ju­ni 2024 am Bens­hei­mer Bahn­hof. Das Wet­ter mein­te es mit viel Son­nen­schein und an­ge­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren gut mit un­s. Nach ei­ner kur­zen Be­grü­ßung mach­ten sich die 6 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer auf den Weg. Über die Bens­hei­mer Alt­stadt ging und an der Lau­ter ent­lang über einen schat­ti­gen Hohl­weg hi­n­auf zum Aus­sichtsturm Lug­ins­land im ehe­ma­li­gen Baß­mann­park. ­Über den Striet ging es mit herr­li­chen Weit­sich­ten Rich­tung Rhei­ne­be­ne, Me­li­bo­kus und Als­ba­cher Schloß wei­ter berg­an zum Schön­ber­ger Kreuz. Nach ei­ner aus­gie­bi­gen Trink­pau­se ging es berg­ab nach Schön­berg und dann steil berg­auf Rich­tung Fürs­ten­la­ger. Auch hier wur­den die An­stren­gun­gen mit herr­li­chen Weit­bli­cken be­lohnt. Wei­ter ging es zu ei­nem wei­te­ren Etap­pen­ziel: Dem Kirch­berg­häus­chen. Dort konn­ten wir uns mit le­cke­ren Spei­sen und Ge­trän­ken für den Rest der Wan­de­rung stär­ken. Das Kirch­berg­häus­chen diente vor 1933 als Treff­punkt für An­ti­fa­schis­ten. Im Mai 1933 wur­den am Kirch­berg­häus­chen fünf­zehn Mit­glie­der der KPD bei ei­nem ­ge­hei­men Tref­fen fest­ge­nom­men und ins KZ Ost­ho­fen bei Worms ge­bracht. Nach un­se­rer aus­gie­bi­gen Stär­kung ging es ein Stück­chen zu­rück, ehe wir links einen schma­len Weg Rich­tung Bens­heim hin­ab wan­der­ten. Nach kur­zer Zeit er­reicht man einen mit­ten im Wald ste­hen­den Ge­denk­stein mit der Auf­schrift: “Den po­li­ti­schen Op­fern der Jah­re 1933-1945”; die Rück­sei­te nennt die Na­men der Op­fer. An die­ser Stel­le wur­den am Abend des 24. März 1945 elf Ge­fan­ge­ne von der Ge­sta­po durch Ge­nick­schuss er­mor­det und ver­scharr­t; die Op­fer wa­ren Ro­sa Bert­ram, Erich Sa­lo­mon und Wal­ter Han­gen aus Worms, Li­na Bech­stein aus Kriegs­heim, Ja­kob Gram­lich aus Bons­wei­her, die Fran­zo­sen Eugè­ne Du­mas und Lo­thaire De­lau­n­ay, der Nie­der­län­der Fre­de­rik Rool­ker so­wie drei wei­te­re Per­so­nen, die nicht iden­ti­fi­ziert wer­den konn­ten. Der Po­le Jo­hann Go­ral, der die Er­schie­ßung schwer ver­letzt über­leb­te, und der Rus­se Alex Ro­ma­now ­ka­men mit dem Le­ben da­von. Gre­tel Ma­ral­do aus Of­fen­bach un­ter­nahm auf dem We­ge zur Hin­rich­tungs­stät­te einen Flucht­ver­such und wur­de da­bei er­schos­sen. Drei der Op­fer wur­den we­gen ih­rer jü­di­schen Ab­stam­mung er­mor­det; die an­de­ren wa­ren Kriegs­ge­fan­ge­ne, ein nach Deutsch­land ver­schlepp­ter Zwangs­ar­bei­ter, ein Mit­glied ei­ner Ju­gend­grup­pe, die sich ak­tiv ge­gen die “Hit­ler-Ju­gend” en­ga­gier­te, ein we­gen “staats­feind­li­cher Äu­ße­run­gen” de­nun­zier­ter Bür­ger so­wie ein deut­scher Sol­dat, der an­ge­sichts des na­hen Kriegs­en­des nicht mehr an die Front zu­rück­keh­ren woll­te. Am 27. März 1945 mar­schier­te die US-Ar­mee in Bens­heim ein – den Op­fern der Kirch­berg­mor­de fehl­ten drei Ta­ge zur Frei­heit. Wir wan­der­ten wei­ter berg­ab bis Bens­heim und dann zu­rück in die Alt­stadt. Dort wur­de un­se­re Wan­de­rung in ei­nem Eis­café ge­müt­lich aus­klin­gen ge­las­sen. Ei­ne in­ter­essan­te, ab­wechs­lungs­rei­che und land­schaft­li­che sehr schö­ne Wan­de­rung – Nach­wan­dern lohnt sich.

Wanderung Senior*innen
© Rainer Keil

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